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Bayerisches Bau- und Ausbaugewerbe: Umsatz stagniert aber Stimmung ist gut

Das  Bayerische  Bau- und  Ausbaugewerbe  startet  mit  guter  Stimmung in das Sommerhalbjahr und somit in die Hauptsaison. Die Mehrheit der Unternehmen bewertet die aktuelle Geschäftslage als gut. Damit haben die positiven Nennungen vor allem im Baubereich zugenommen. Mehr als die Hälfte der Bau-
und Ausbauunternehmen sieht in den kommenden sechs Monaten guten Geschäften entgegen.
Der Auftragsbestand im bayerischen Bauhauptgewerbe lag zum Jahresende 2015 mit 6,58 Milliarden Euro um fast 12 % über  dem  Vorjahreswert. Das  spiegelt  sich  bei  den  Unternehmen  wider: 45 % aller Baubetriebe bezeichnen ihren aktuellen Auftragsbestand als gut bis sehr gut. Der Auftragsbestand
liegt nahezu auf dem Niveau des Vorjahres. Er beträgt im Ausbaugewerbe durchschnittlich 8 Wochen und im Bauhauptgewerbe 10 Wochen. Diese Umfragedaten liefert der Konjunkturlagebericht der Landesvereinigung Bauwirtschaft Bayern. LVB-Sprecher Hans Auracher sagte bei der Präsentation in München: „Nach einem Jahr mit nicht vollständig erfüllten Erwartungen sind die Hoffnungen nun umso höher“.

Auracher zeigte sich erfreut, dass der Wohnungsbau in Bayern im vergangenen Jahrleichtzugelegt hat. Für knapp 62.000 neue Wohnungen seien Baugenehmigungen erteilt worden. Dieser Zuwachs um fünf Prozent sei ein Höchststand seit zwölf Jahren, reiche aber nicht aus, um den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum gerade in Ballungszentren zu decken, zumal nicht aus jeder Baugenehmigung tatsächliche eine Wohnung entstehe. 54.000 fertiggestellte Wohnungen im vergangenen Jahr stehen einem Bedarf von mindestens 70.000 fertigzustellenden pro Jahr entgegen. Der LVB-Sprecher begrüßte die vom Bundeskabinett verabschiedete Neubau-Offensive im Rahmen des sogenannten „Bündnis  für bezahlbaren Wohnraum“, an dem neben dem Bund auch die Bauwirtschaft beteiligt ist. „Wir fordern schon lange eine stärkere steuerliche Förderung des Mietwohnungsbaus und die Nachverdichtung bestehender Wohnsiedlungen sowie die Bebauung von bislang ungenutzten Flächen, was nun endlich gesetzlich erleichtert werden soll“, so Auracher. Auch die Lockerung von Obergrenzen der Lärmschutzverordnung sei der richtige Ansatz. Die immer schärferen bautechnischen und rechtlichen  Regelungen im Wohnungsbau hätten sich als Investitionsbremse erwiesen. Auracher plädierte für ein realistisches Augenmaß zwischen erforderlichen Standards und effizientem Bauen.

In ihrem Konjunkturlagebericht stellt die Landesvereinigung auch dar, dass bei allen Fortschritten  im Wohnungsbau der Wirtschaftsbau nicht vorankommt. Der baugewerbliche Gesamtumsatz in Bayern stagnierte – allerdings auf hohem Niveau (20,2 Mrd. Euro 2014 / 20,5 Mrd. 2015). Diese Entwicklung wird sich voraussichtlich in diesem Jahr fortsetzen. Ein starkes Wachstum ist nicht zu erwarten.

Dies liege auch daran, dass die Wirtschaft insgesamt wegen unsicherer Konjunkturaussichten mit dem Ausbau der Kapazitäten zögert.

Der LVB-Sprecher erwartet deswegen auch in diesem Jahr keine wesentlichen Impulse in
diesem  Bereich. Enttäuscht zeigte sich Auracher über die fehlende Investitionsbereitschaft der Öffentlichen Hand im vergangenen Jahr.

Städte und Gemeinden würden dringend notwendige Investitionen in der Infrastruktur aufschieben. Hintergrund ist eine Berechnung des Städte- und Gemeindebundes, die einen Investitionsrückstand von mehr als 35 Milliarden Euro bei den kommunalen Verkehrswegen aufdeckt. Zwar hätten die Aufträge zuletzt zugelegt, doch müsse man abwarten, ob sich das angesichts der erforderlichen Milliarden-Aufwendungen für die Flüchtlinge verstetigt, betonte Auracher. Eines der Hauptprobleme des Bau- und Ausbaugewerbes ist nach wie vor der Fachkräftemangel. So ging die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe vergangenes Jahr um knapp zwei Prozent zurück, da es den Betrieben immer schwerer fällt, freie Stellen mit qualifiziertem Personal zu besetzen. Die LVB-Umfrage zeigt, dass 15 Prozent der Baubetriebe in diesem Frühjahr zusätzliche Mitarbeiter einstellen wollen und nur sechs Prozent sich gezwungen sehen, Personal abzubauen. Im Ausbaubereich möchten 17 Prozent der Betriebe ihr Personal aufstocken und nur sieben Prozent fürchten, Jobs abbauen zu müssen. Die Ausbildungsleistung in den Gewerken dürfte sich demnach auf dem hohen Niveau fortsetzen. Drei Viertel der Unternehmen will die Zahl der Azubis halten. Auracher fügte hinzu: „Das ist eine beachtliche Leistung, wenn Sie bedenken wieviel Engagement eine Berufsausbildung für einen Unternehmer bedeutet, der selbst am Rande der Kapazität arbeitet.“

In diesem Zusammenhang sprach Auracher über erste Erfahrungen der Unternehmen bei der Beschäftigung oder Ausbildung von Migranten. Das Wichtigste sei die Sprache: 99 Prozent der Bau- und Ausbaubetriebe gaben in der Umfrage an, dass gute Deutschkenntnisse absolut notwendig für eine Ausbildung sind. Zwei Drittel der Befragten nannten als weitere Voraussetzungen einen festen Wohnsitz und eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis. Der Sprecher der Landesvereinigung Bauwirtschaft machte deutlich, dass Migranten eine vollwertige duale Berufsausbildung bekommen müssen. Man sei klar gegen Teilqualifikationen. Das Bau- und Ausbaugewerbe wolle und brauche Fachkräfte und keine Azubis erster und zweiter Klasse.

(Alle detaillierten Umfrageergebnisse mit regionaler Auswertung finden Sie wie immer im Konjunkturbarometer.)